Architektonische Nachhut
› Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus, 2001 - 2006

Die »Architektonische Nachhut« ist eine fotografische Annäherung an die baulichen Hinterlassenschaften des »Dritten Reiches« in Deutschland. Ein Bildband und eine Ausstellungsreihe präsentieren abschließend das frei initiierte Projekt.

Ziel war es zu beobachten, wie heute das Leben in und um diese Bauten herum aussieht, die zwischen 1933 und 1945 im Nationalsozialismus entstanden sind. Die Gebäude waren damals wie heute Sitz des Militärs, von Ministerien und großen Unternehmen. Flughafengebäude ebenso wie industrielle Produktionsstätten, Bunker und Brücken; Kult- und Repräsentationsbauten, wie auch private Wohnsiedlungen oder Stadtgründungen.
Es gab kein privates, ›unkontrolliertes‹ Bauen: jedes dieser Gebäude ist aus einer spezifischen Intention heraus errichtet worden, einem ideologischen Programm folgend. Ist diese implizierte Botschaft der Architektur auch heute noch spürbar?
Menschen betrachten diese Gebäude, wohnen oder arbeiten in ihnen, kaufen dort ein oder begegnen ihnen ganz einfach im täglichen Stadtbild: welche Wechselwirkungen entstehen dadurch?
Die stärkste Form der optischen Erinnerung in einer Stadt an ein geschichtliches Ereignis ist die Konfrontation der Öffentlichkeit mit der Architektur dieser Epoche.
Im Vordergrund steht nicht die reine Abbildung der Fassaden, sondern die Fragestellung, wie wir mit der Architektur einer vergangenen Gesellschafts- und Geschichtsepoche umgehen und wie sie Teil des täglichen Lebens ist. Auf welche Weise verträgt sich das Leben im 21. Jahrhundert mit den Ausprägungen des deutschen Faschismus der 30er und 40er Jahre?

Zwischen 2001 und 2006 entstand an zweiunddreißig Orten in Deutschland eine Sammlung von 130 Fotografien. Die Serien der jeweiligen Stätten umfassen zwischen ein und acht Motive.

Die »Architektonische Nachhut« wurde noch während ihrer Entstehung 2002 unter anderem mit dem »Otto-Steinert-Preis« der Deutschen Gesellschaft für Photographie und dem »Reinhart-Wolf-Preis« des Bundesverbandes Freischaffender Foto-Designer ausgezeichnet.

Die Finanzierung von Fotografie, Buch und Ausstellung wurde ermöglicht durch die Unterstützung mittels Förderstipendiums des »Kulturwerkes der VG Bild Kunst«, der »ZEIT Stiftung - Ebelin und Gerd Bucerius«, des Verlagshauses »Gruner + Jahr«, der begleitenden Preisgelder der Auszeichnungen für die »Architektonische Nachhut« und privater Mittel.